Donnerstag, 28. März 2024
Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern e.V.

Umbaulösungen "kleine Laufställe" für horntragende Kühe

Rückblick auf eine Fachexkursion am 12. April 2022 in Berg-Farchach (Landkreis Starnberg)

Hörner haben ihre Bedeutung, zum Beispiel für die Gestik und Kommunikation der Rinder in der Herde. Wie die Haltung horntragender Rinder in kleinen Laufställen funktionieren kann, zeigten Praktiker auf ihren Hofstellen. Die zwei besuchten Betriebe hatten ihre Anbindeställe in Laufställe umgebaut. Die Teilnehmer an der Fachexkursion informierten sich vor Ort über die verschiedenen Haltungskonzepte und Umbaulösungen und diskutierten die Gegebenheiten mit Demeter-Berater Ulrich Mück.

Veranstalter und Fachberater Ulrich Mück vom Demeter Erzeugerring im Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in Bayern e.V. (LKP)
Veranstalter und Fachberater Ulrich Mück vom Demeter Erzeugerring im Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in Bayern e.V. (LKP)

Die Haltung horntragender Kühe im Laufstall ist möglich, auch unter Gesichtspunkten des Tierwohls. Es gibt vier wesentlich Einflussbereiche:

  • Haltungsbedingungen (z. B. Stallbereiche, Raumangebot, Fressgitter)
  • Herdenmanagement (z. B. Integration, Umgang mit Rindernden, Futtervorlage)
  • Mensch-Tier-Beziehung (z. B. sicherer und ruhiger Umgang)
  • Herdenführung in Bezug auf eine ruhige Herde und stabile Rangordnung in der Sozialform Rinderherde sowie Reduzierung von Konkurrenzsituationen

Ungünstige Bedingungen eines Einflussbereiches können durch günstige Bedingungen aus anderen Bereichen kompensiert werden. Dabei kommt den Betriebsleitern eine entscheidende Rolle zu.

Bei der Fachexkursion wurden praktikable Stallbaulösungen besichtigt und die Betriebsleiter berichteten aus ihren langjährigen Erfahrungen mit der Haltung und dem Umgang mit horntragenden Kühen. Herr Mück erläuterte die grundsätzlichen Aspekte und Kennzahlen zum Stallbau und der Haltung an konkreten Beispielen vor Ort. Entsprechende Kenngrößen sind auch im Management-Tool Werkzeugkasten für die Haltung horntragender Milchkühe im Laufstall zu finden.

Die Exkursion wurde im Auftrag der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) vom Demeter Erzeugerring im Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in Bayern e.V. (LKP) ausgerichtet und gemeinsam mit den Erzeugerringen Bioland, Naturland und Biokreis umgesetzt. Sie war eine BioRegio-Bildungsmaßnahme für neu umgestellte Betriebe der ersten Öko-KULAP-Förderperiode und wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aus Mitteln des Landesprogrammes "BioRegio 2030" gefördert (zum Bio-Regio Betriebsnetz). Die ALB und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Weilheim unterstützten die Fachexkursion als Kooperationspartner.

Auf dieser Seite berichten wir zum Verlauf des Exkursionstages in Auszügen und mit zahlreichen Bildern und Impressionen.

PROGRAMMPUNKTE

Programmleitung: Ulrich Mück, Fachberater im Demeter-Erzeugerring

Herr Mück eröffnete die Exkursion mit einem Vortrag im Gasthaus "Müller's auf der Lüften" zu den Prinzipien und Grundlagen der Haltung horntragender Milchkühe, zu Stallbau-Aspekten für Hornkühe und Umbaulösungen von Anbindehaltung auf Laufstall.

ZUM FACHVORTRAG

Horntragende Milchkühe - Umbaulösungen "Kleine Laufställe"

1. Betrieb: Johanna und Simon Mair - Assenhauser Hof (Demeter)

  • 11 Milchkühe, Fleckvieh (100 % horntragend)
  • Heumilch (Milchleistung 5500 kg/Jahr - ohne Kraftfutter)
  • Acker-Grünlandbetrieb, Weide halbtags
  • kuhgebundene Kälberhaltung, eigener Stier
  • 11 Ziegen, 3 Mastschweine, hofeigene Käserei, Hofladen
  • 2019 Umbau von Anbindestall auf Tiefstreu-Laufstall
  • Selbstfang-Fressgitter "Rundbogen" (Firma Müller, CH)
  • Melken im alten Anbindehaltungsstall

Kennzahlen und Stallplan:

Der Assenhauser Hof mit hofeigener Käserei und Hofladen liegt mitten in Berg-Farchach nahe dem Starnberger See.
Der Assenhauser Hof mit hofeigener Käserei und Hofladen liegt mitten in Berg-Farchach nahe dem Starnberger See.

Der Demeter-Heumilchbetrieb Mair hält 11 Milchkühe mit Hörnern und vermarktet 100 % seiner Produkte im eigenen Hofladen. Aufgrund der dörflichen Lage und der dadurch bedingten, beengten Verhältnisse wurde erst 2019 einen Laufstall gebaut. Im Laufstall sind keine Liegeboxen, sondern eine ebenerdig, eingestreute Liegefläche. Herr Mair entschloss sich bewusst für Festmist, auch um die hohen Kosten einer Güllegrube zu sparen. Der Fressgang wird 1x täglich abgeschoben. Es ist eine Rinne verbaut, die den Harn ableitet. Der Mist hat dadurch eine bessere Konsistenz für die Rotte. Zu beachten ist der relativ hohe Strohbedarf. Die Sauberkeit der Kühe ist gegenüber Liegeboxen etwas geringer, aber der Mehraufwand der Euterreinigung beim Melken ist überschaubar. Für 11 Kühe stehen 13 Fressplätze (1,13 Fressplätze/Tier) zur Verfügung (Empfehlung: > 1 - 1,1 Fressplätze/Tier).

Herr Mair hat sich für sehr solide Fressgitter mit waagrechten Sprossen und horizontalen Verstrebungen der Schweizer Firma Müller entschieden. Durch diese Fressgitter können die Kühe nach hinten besser wahrnehmen und rangniedere Tiere haben die Möglichkeit einer ranghöheren Kuh rasch auszuweichen. Die Schwinge des Rundbogens öffnet sehr weit. Die Fressplatzbreite beträgt 1 Meter. Herr Mück empfiehlt 85 - 90 cm, da sonst die Gefahr besteht, dass andere Kühe dazwischentreten und Unruhe hervorrufen. Herr Mair hebt den Durchtritt für den Landwirt im Trenngitter des Laufhofes der Firma Jourdain postiv hervor. Gemolken wird auf dem Assenhauser Hof im alten Anbindestall mit dem Eimer. Dafür werden die Kühe im alten Fressgitter fixiert. Es gibt insofern keinen Wartebereich. Da lt. Herrn Mück die meisten Auseinandersetzungen im Wartebereich erfolgen, ist dies positiv zu bewerten. Ein Melkstand ist in einem späteren Abschnitt im alten Anbindestall geplant und würde einen Teil der Innenfläche für einen zusätzlichen Käsereiraum freigeben.

Herr Mair empfiehlt, dass Halter horntragender Kühe sich mit der "Zucht nach Charakter" beschäftigen sollten.

2. Betrieb: Michael Friedinger - Löfflerhof (Demeter)

  • 26 Milchkühe, Fleckvieh und Murnau-Werdenfelser (100 % horntragend)
  • Milchleistung (5600 kg/Jahr - mit 7 dt Kraftfutter/Kuh)
  • Acker-Grünlandbetrieb, Weide halbtags
  • eigener Stier
  • 600 Legehennen
  • 2018 Umbau von Anbindestall auf Liegeboxenlaufstall
  • Selbstfang-Fressgitter "Rundbogen" (Firma Kristen)
  • überdachter Aussen-Futtertisch, integrierter Laufhof, Melkstand Auto-Tandem

Kennzahlen und Stallplan:

Der Löfflerhof in Berg-Farchach hat 2018 seinen Anbindestall in einen Liegeboxenlaufstall mit überdachtem Aussenfuttertisch und integriertem Laufhof umgebaut
Der Löfflerhof in Berg-Farchach hat 2018 seinen Anbindestall in einen Liegeboxenlaufstall mit überdachtem Aussenfuttertisch und integriertem Laufhof umgebaut

Auf dem Löfflerhof gibt es Fleckvieh und Murnau-Werdenfelser Kühe in einer Herde. Die Liegeboxen (BK-Boxen Kristen) bieten großen Liegekomfort, sind für die kleineren Murnau-Werdenfelser Kühe jedoch etwas zu groß. Die kleineren Kühe drehen sich machmal in der Box und treten nach vorne in den Kopfkasten, was Verschmutzung hervorruft. Besser wäre es, gleichrahmige Kühe in einer Herde zu haben. Der Durchtritt nach vorne muss gegebenenfalls verhindert werden.

Die Fressgitter (1,04 Fressplätze/Tier) sind mit Gummistoppern versehen, dadurch gibt es mehr Ruhe im Stall, dies ist gerade auch in beengter Dorflage zu beachten. Herr Friedinger sagt, dass ein Auto-Tandem-Melkstand für horntragende Kühe die ruhigste, aber nicht die schnellste Möglichkeit ist. Seine Kühe bekommen Cobs im Melkstand. Dadurch kommen alle Kühe selbst. In einem Fischgrät-Melkstand könnte schneller gemolken werden, allerdings kann dort kein Lockfutter angeboten werden ohne große Unruhe hervorzurufen. Der Wartebereich auf dem Löfflerhof ist großzügig und enthält Liegeboxen, was günstig ist. Niederrangige legen sich darin ab, bis sie an der Reihe sind.

Es fällt auf, dass der Stall mit dicken Dachträgern gebaut ist. Herr Friedinger sagt, dass dies wegen der Schneelast notwendig war, der Bau dadurch aber auch teurer wurde. Herr Mück empfiehlt, ein Schneelastgutachten in Auftrag zu geben, falls die Schneelast angezweifelt wird.

K. Elbs und L. Müller - ALB, Freising im April 2022


Veranstalter

  • Demeter Erzeugerring im Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in Bayern e.V. (LKP)
  • Erzeugerringe Bioland, Naturland und Biokreis (Mitveranstalter)

Auftraggeber

Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz (IAB) der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)

Kooperationspartner

ALB Bayern e.V. und
Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Weilheim i. Obb.