Kathedrale oder Schafstall?
Entwurf: Alissa Gans, Sandra Schillinger
Konstruktion angelehnt an die Zollinger Bauweise
Die Studentinnen entschieden sich für den Bau zweier Ställe auf unterschiedlichen Weiden, da die ökologische Schafhaltung rotierende Weideflächen vorschreibt, um eine zu hohe Parasitenbelastung zu vermeiden. Der größere Stall wird von Dezember bis April für die Unterbringung der Schafe genutzt. Da die Tiere in diesen Monaten weniger Frischgras und mehr Heu benötigen, befindet sich der Winterstall auf der kleineren Weide. Abtrennbare Ablammboxen sind neben dem wärmeproduzierenden Dunglager angeordnet. Die Geburt der Lämmer findet hier zwischen Januar und März statt, danach bleibt die Muttermilch noch mindestens vier Wochen den Lämmern vorbehalten. Im Mai ziehenn die Schafe auf die größere Sommerweide, um mit ausreichend Frischgras versorgt und gemolken werden zu können.
Der Stall beherbergt eine Lämmerbucht für separate Fütterung sowie eine Melkanlage. Ein zentraler Arbeitsplatz, auch zum Scheren nutzbar, trennt Melkraum und Lämmerschlupf. Die Melkanlage ist von Mai bis November in Betrieb. Alle Sondernutzungen im Innenraum sind in eingestellten Elementen untergebracht und von der Dachkonstuktion abgesetzt.
Das Heu- undd Strohlager wird von außen bestückt. Um Leerstand zu veremiden, dient der halbjährlich nicht für die Schafhaltung genutzte Stall als Maschinenlager.
Die Zollingerkonstruktion wird aus zwei gleichen Bogensegmenten zu einem Spitztonnendach zusammengefügt und mit Wellblechtafeln bekleidet. Da der originale, von Friedrich Zollinger Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte Zollinger-Knoten aufgrund der nicht kraftschlüssigen Verbindung mittels Bolzen setzungsanfällig ist, wird hier auf die Weiterentwicklung des Knotens im Rahmen des Forschungsprogramms FLEX der HWTK Leipzig zurückgegriffen. Die einzelnen Bohlen sind hier mit Stirnversatz in einem Punkt verbunden und die rein zimmermannsmäßige Verbindung wird mit Schrauben, zur Lagesicherung, gehalten. Diese Bauweise minimiert die negativen Aspekte der Konstruktionsweise. Die positiven Aspekte wie ein geringer Materialaufwand, sehr kleine Holzquerschnitte und große stützenfreie Spannweiten bleiben weiterhin bestehen.
Beide Ställe sind gleich konstruiert, unterscheiden sich jedoch in ihren Fassaden: Der Sommerstall wird mit offener Front zum Südosten erbaut. Lediglich ein 1,50 Meter hohes Gatter schützt die Schafe vor Wolfsangriffen. Um Wärmeschutz bei gleichzeitiger Belichtung zu gewährleisten, wird der Winterstall dagegen mit einer Fassade aus Polycarbonat-Doppelstegplatten geschlossen.
- Lehrstuhl: Technische Universität München (TUM), Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren,
Prof. Florian Nagler, Ana Sammeck, Judith Resch - Aufgabenstellung: "Biolandhof bei Augsburg" - Revitalisierung eines traditionellen Bauernhofes im Sinne einer ökologischen Landwirtschaft
- Entwurfsschwerpunkt: Schafstall und Maschinenhalle auf dem Feldgrundstück