Donnerstag, 3. Juli 2025
Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern e.V.

Beratungsblatt

Tropfbewässerungsverfahren unter Umweltaspekten

Stand: Juni 2025

Autor:
Dr.-Ing. Mathias Effenberger - Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft

Bei der Abwägung der in jedem Fall erheblichen Kosten der Tropfbewässerung schneidet bei einjährigen Kulturen der Einsatz von dünnwandigen Tropfschläuchen, die nur einmal verwendet werden ("Einwegschläuche"), deutlich günstiger ab als die Verwendung von mehrfach verwendbaren Schläuchen, die jeweils nach der Ernte sorgfältig geborgen und bis zur nächsten Saison eingelagert werden müssen ("Mehrwegschläuche"). Ob der Kostenvorteil von Einwegschläuchen mit nachteiligen Umweltwirkungen einhergeht, wurde von der LfL in Zusammenarbeit mit der ALB im Bewässerungsforum Bayern und im Rahmen einer Abschlussarbeit im Master-Studiengang "Sustainable Ressource Management" an der Technischen Universität München mittels der Methode der Lebenszyklusanalyse / Ökobilanzierung untersucht. In dem neuen Beratungsblatt werden die Annahmen und Ergebnisse dieser Studie für Praktiker aufbereitet.

Die Berechnungen basieren auf dem Anbau von Kartoffeln, wurden jedoch in Bezug auf die Anbaufläche ausgewertet, so dass die prinzipiellen Aussagen zum Vergleich von Einweg- vs. Mehrweg-Tropfschläuchen unabhängig von der angebauten Kultur gelten.

Etwa ein Viertel der Umweltwirkungen der Tropfbewässerung wird durch den Bewässerungsvorgang verursacht, sofern eine dieselmotorgetriebene Pumpe zum Einsatz kommt. Kann eine elektrische Pumpe eingesetzt und ans Stromnetz angeschlossen werden, verringert sich die nutzungsbedingte Umweltbelastung um knapp 90 Prozent bzw. die gesamte Umweltbelastung des Produktsystems um rund ein Fünftel. Ebenfalls sehr deutlich wirken sich die Entsorgungswege für das gebrauchte Schlauchmaterial aus: für ein Szenario, in welchem das Abfall-Polyethylen anteilig zur Herstellung neuer Tropfschläuche rezykliert wird, halbiert sich in etwa die kumulierte Umweltbelastung durch Herstellung und Entsorgung der Tropfschläuche gegenüber dem Fall einer ausschließlichen energetischen Verwertung der Kunststoffabfälle in einem Müllheizkraftwerk.

Der ökobilanzielle Vergleich von Einweg- vs. Mehrweg-Tropfschläuchen wird bei Annahme gleicher Entsorgungswege im Wesentlichen von zwei Faktoren geprägt: 1.) dem um ein Vielfaches höheren Materialeinsatz für die Mehrwegschläuche, da diese robuster ausgeführt sein müssen, und 2.) der Anzahl der Verwendungen der Mehrwegschläuche. Im Basisfall einer fünfmaligen Verwendung der Mehrwegschläuche ergibt sich ein leichter ökobilanzieller Vorteil der Einwegschläuche; bei sechsmaliger Verwendung der Mehrwegschläuche werden annähernd gleich große Umweltwirkungen wie beim Gebrauch von Einwegschläuchen erreicht, und erst eine siebenmalige Verwendung erzielt einen klaren ökobilanziellen Vorteil für das Mehrwegsystem.

In der Praxis kann die Skepsis gegenüber dem hohen Materialeinsatz an Kunststoffen und möglichen schädlichen Wirkungen durch den Eintrag von Plastikpartikeln in die Umwelt ein Argument gegen den Einsatz der Tropfbewässerung sein. Diesbezüglich lässt sich vermuten, dass beim Einsatz von Einweg-Tropfschläuchen der Kunststoffeintrag tendenziell höher ausfällt, da diese weniger stabil sind.

Zudem wird bei der Bergung von Einwegschläuchen in der Regel weniger sorgfältig vorgegangen. Welche Mengen an Kunststoffen tatsächlich in die entsprechenden Anbauflächen eingetragen werden und ob hierdurch langfristig schädliche Umweltwirkungen auftreten, kann auf dem derzeitigen Stand des Wissens nicht verlässlich beurteilt werden.

Die für Tropfbewässerung zu Kartoffeln ermittelten Ergebnisse lassen sich sinngemäß auf den Einsatz von Tropfbewässerung zu anderen einjährigen Flächenkulturen übertragen.

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Erste Auflage
Umfang: 16 Seiten
Link: www.alb-bayern.de/bef24