Freitag, 26. April 2024
Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern e.V.

1. Online-Seminar der sechsteiligen Seminarreihe "Bewässerungsmanagement" am 21. Januar 2021

BERICHT TEIL I TEIL II - pflanzenbauliche Aspekte

Bewässerungsverfahren - technische Aspekte

Referent: Dr. Michael Beck - Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), Freising

Michael Beck
Michael Beck

Das erste Seminar hatte den Titel "Mobile Beregnungsmaschinen mit Großflächenregner oder Düsenwagen, Rohrberegnung, Kreisberegnung und Tropfbewässerung - Einsatzbereiche und Grenzen". Die Referenten Dr. Michael Beck, HSWT und Dr. Martin Müller, ALB, richteten das Augenmerk insbesondere auf den Aspekt der Bewässerung als unternehmerische Tätigkeit, wie sie von Vielen vermutlich nicht immer wahrgenommen wird.

In seiner Einleitung sprach Dr. Martin Müller die Produktionsbedingungen im Pflanzenbau an, die sich jeweils stark von jenen der Berufskollegen unterscheiden können. Im Wesentlichen sind die einzelbetrieblichen Produktionsbedingungen von den Fähigkeiten des Betriebsleiters, von Klima, Boden und dem Zugang zum Markt geprägt. Je nach diesen Voraussetzungen entscheidet ein Landwirt unter Berücksichtigung aller Vorschriften in seiner Eigenschaft als Unternehmer, was er produziert, wie er produziert und wie er demzufolge auch bewässern muss, um ausreichend qualitativ hochwertige Lebensmittel zu erzeugen.

Technische Aspekte der Bewässerung

Schlagregner bei Rohrberegnung
Schlagregner bei Rohrberegnung

Über technische Aspekte der Bewässerung berichtete Dr. Michael Beck, HSWT. Die Rohrberegnung ist seit vielen Jahren das Standardverfahren vor allem im Frischgemüseanbau. 6 m lange Kardanrohre aus Stahl, Aluminium oder teils auch aus Kunststoff bilden die Grundlage, auf der Regner mit Schnellkupplungen befestigt werden. Über flexible Leitungen sind die Rohre mit dem Hydrant oder der Pumpe verbunden. Die Regnerabstände betragen ein Vielfaches von 6 m. Sie liegen zwischen 18 und 24 m. Der ebenfalls mögliche 12 m Abstand hat sich bisher nur wenig durchgesetzt.

Ein Vorteil der Rohrberegnung ist, dass mit den verwendeten Schlagregnern auch Wassergaben < 5 mm - insbesondere zur Mikroklimasteuerung bei empfindlichen Kulturen und bei Neusaaten und frischen Anpflanzungen mit geringen Wurzeltiefen - ausgebracht werden können. Ein Nachteil, der vielfach von den Anwohnern als Lärmbelästigung angemahnt wird ist die Geräuschentwicklung durch den Schlaghammer. Dieser ist federbetätigt und schlägt gegen die Düse und bewirkt damit die Drehung. Der Rohrberegnung wird eine ungenügende Wasserverteilung angelastet, weil sie windanfällig ist und dies zu Verlusten führt.

Auf Druck, richtige Laufzeit und Einhaltung der Laufzeit kommt es an

Rohrberegung
Rohrberegung

Die Leistungsdaten von Regnern und Regnerverbänden sind zu beachten. Anhand von Tabellen der Regner-Hersteller ist zu ermitteln, wie lange ein Bewässerungsvorgang dauern muss, um die gewünschte Wassermenge auszubringen. Die Ausbringung einer gewünschten Beregnungsmenge erfolgt in Abhängigkeit vom Druck. Eine Druckschwankung von +/- 1 bar kann zur Veränderung der Ausbringungsmenge von +/- 15 % führen.

Wer bereits gärtnerisch tätig war, weiß einzuschätzen, wie es sich auswirkt, wenn die tatsächliche Dauer der Bewässerung und die eigentlich beabsichtigte Zeit differieren. So kann eine Zeitabweichung von +/- 15 Minuten je nach Beregnungsdauer bereits eine Veränderung der Ausbringungsmenge um +/- 15 % bedeuten.

In einem Optimierungsprojekt der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) wurde der Abstand von 12 m (Regner) x 22 m (Rohrleitungen) auf 12 x 12 m verringert, der Vierecks- auf einen Dreiecksverband verändert und mittels vorgeschaltetem Druckminderer der Druck konstant auf 3,5 bar gehalten. Im Ergebnis wird so eine deutlich gleichmäßigere Wasserausbringung erreicht.

Kleine Reparaturmaßnahmen wie das Ersetzen von Dichtungen können ebenfalls zur Optimierung und Vermeidung von Verlusten beitragen.

Mikrosprinkler als eine Alternative

Als Alternative zur Rohrberegnung erscheinen kostengünstige leichte Mikrosprinkler aus Kunststoff, zum Beispiel von Naandal, mit einem verringerten Regnerabstand von weniger als 12 m, einer geräuschreduzierten Turbinentechnik, einer sehr guten Verteilgenauigkeit (CU-Wert > 92 %) und einer größeren Robustheit gegenüber Wind interessant. Der Durchfluss pro Regner liegt dann jedoch nur bei 50 % des Durchflusses normaler Regner - was bezüglich der Laufzeiten zu beachten ist.

Bei Komplettsystemen wie zum Beispiel von Netafim sind die Rohrleitungen durch Flachleitungen mit Anschlussstücken ersetzt; alles kann einfach aufgebaut werden.

Beregnungsmaschine mit Starkregner oder Düsenwagen

Düsenwagen
Düsenwagen

Hauptsächlich im Kartoffel- und Industriegemüsebau, weniger im Beetanbau, werden Beregnungsmaschinen mit Starkregnern eingesetzt. Hohe Flexibilität, gute Verteilgenauigkeit und geringe Anschaffungskosten pro Flächeneinheit sind die Vorteile. Ein breites Sortiment an Arbeitsbreiten und Schlauchlängen steht zur Verfügung. Allerdings reagieren auch Beregnungsmaschinen windanfällig. Oberflächenverschlämmung und Erosion durch eine relativ große Tropfengröße bzw. hohe kinetische Energie der auf die Bodenoberläche treffenden Tropfen können durchaus Probleme bereiten. Für die Ausbringung kleiner Gaben eignet sich die Beregnungsmaschine nicht, unter anderem wegen des dann stark zunehmenden Arbeitsaufwands. Wie bei der Rohrberegnung muss die Beregnungsmenge anhand der Leistungstabelle über Druck, Düsenwahl und Einzugsgeschwindigkeit richtig eingestellt werden.

In Deutschland werden überwiegend Beregnungsmaschinen mit Regnereinzug und Starkregnern angeboten. Diese haben auf den Schlauchtrommeln PE-Rohre von 30 bis 125 mm Durchmesser und Längen bis zu 1.000 m. Kritische Punkte sind die Durchfahrt durch den Bestand beim Absetzen und die Feldrandberegnung. Die Feldrandberegnung kann durch eine optionale Sektorsteuerung durch Änderung der Drehrichtung optimiert werden. Ebenso lässt sich damit sicherzustellen, dass der Verkehr auf angrenzenden Straßen nicht gefährdet wird.

Zur Verringerung von unproduktiven Wasserverlusten nehmen Bewässerungsverbote über Tag zu. Das dann häufig auf 17 Stunden verringerte Zeitfenster der Beregnung in der Nacht sollte durch Anpassen der Einzugsgeschwindigkeit, Druck und Düsenöffnung optimal ausgenutzt werden.

Noch bessere Einsatzbedingungen werden der Kombination von Beregnungsmaschine mit einem Düsenwagen nachgesagt (zusätzliche Anschaffungskosten von 10.000 bis 40.000 Euro). Vorteile sind eine geringere Windanfälligkeit, eine gleichmäßigere Querverteilung bei Arbeitsbreiten bis 80 m sowie geringere Verdunstungsverluste. Eine vergleichsweise sehr hohe Beregnungsintensität kann auf schwereren Böden schnell zu Erosion führen. Weiter optimieren lässt sich dieses System in bestimmten Einsatzbereichen durch die Verwendung von Schleppschläuchen oder bodennahen Düsen.

Berichterstattung:
Elke Hormes - Freie Fachjournalistin und
Dr. Martin Müller - Geschäftsführer ALB

ZUM FACHVORTRAG

Mobile Beregnungsmaschinen mit Großflächenregner oder Düsenwagen, Rohrberegnung, Kreisberegnung und Tropfbewässerung - Einsatzbereiche und Grenzen (Teil I)

Referent: Dr. Michael Beck - Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), Freising


VERANSTALTER

  • Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern e.V. (ALB)
  • Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT)
  • Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG)

Kooperationspartner

  • Bayerische Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF), stellvertretend AELF Landshut mit Gartenbauzentrum Bayern Süd-Ost
  • Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in Bayern e.V. (LKP)

Finanzielle Förderung

Die Online-Seminare erfolgen mit finanzieller Unterstützung des Bayerischen Staatministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF).