6. Online-Seminar der sechsteiligen Seminarreihe "Bewässerungsmanagement" am 04. März 2021
BERICHT
Bewässerung von öffentlichem Grün - Bewertung der Situation durch Bauhöfe und Stadtgartenämter
Referent: Nikolai Kendzia - Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), Veitshöchheim
Moderator Stefan Kirchner begrüßte Nikolai Kendzia, LWG Veitshöchheim, als Vortragenden zu Bewässerung öffentlicher Grünflächen. In Bayern befasst sich eine Arbeitsgruppe im Bewässerungsforum mit dem Thema. Fast ist es eine Art Gruppe von Exoten unter vielen Landwirten, wie Nikolai Kendzia schmunzelnd feststellte.
Aufgrund des Klimawandels entstehe auch im öffentlichen Raum ein großer Bewässerungsbedarf. Wer Statistiken verfolge, wisse wie viele Hitzetote es in den großen, sich im Sommer stark aufheizenden Städten (urban heat islands), wie München, Hamburg oder Berlin gebe. Und wer in Städten sommerliche Tropennächte mit Temperaturen weit über 25 °C und ohne richtige Abkühlung inzwischen des Öfteren erlebe, dem sei bewusst, dass hier eine erhöhte Gefahr für Herz-Kreislauf-Krankheiten bestehe. Durch Bewässerung von öffentlichem Grün ließen sich die Folgen des Klimawandels abmildern, so Kendzia.
Wie ein Teilnehmer in einem Chat-Beitrags vermittelte, erfüllt das öffentliche Grün nicht wenige gesellschaftliche Aufgaben. Gerade Gehölze am Endstandort sind für vielfältige geo- und gesellschaftspolitisch gewünschte Aufgaben "zuständig", darunter:
- CO2-Bindung/ Klimaschutz
- Förderung der Biodiversität
- Förderung von Insekten, insbesondere Bienen
- Filterung von Feinstaub
- Verbesserung der Lebensqualität der Bewohner
- Verbesserung des Kleinklimas im urbanen Raum: Kühlung (Baumschatten angenehmer als Gebäudeschatten)
- Steigerung der Attraktivität von Städten
- und Erholung im Grünen (Parks, Wald…)
Wer dem Klimawandel - nicht nur im urbanen Raum - etwas entgegensetzen wolle, müsse in Pflanzen und Bewässerung investieren. Und hier müsse die öffentliche Hand Vorreiter sein.
In der Arbeitsgruppe „Bewässerung urbaner Grünflächen" haben sich unter anderem Mitglieder aus dem Verband "Garten- und Landschaftsbau Bayern" und der Stadtgartenämter zusammengefunden. Zunächst wurde in der Arbeitsgruppe eine Bestandsaufnahme gemacht, wie in Regelwerken die Höhe des Wasserbedarfs für öffentliche Grünflächen angegeben wird, wenn sie optimal mit Wasser versorgt werden. Die Realität, so Kendzia, sehe natürlich anders aus. Die Mitarbeiter von Bauhöfen oder Stadtgartenämtern kämen normalerweise zeitlich nicht herum, alles so zu bewässern, wie es nötig sei.
Umfrage zur Grünflächen-Bewässerung bayernweit
Aus diesen Angaben wurde bayernweit eine Befragung erarbeitet, über deren Ergebnisse Kendzia berichtete. Die Online-Umfrage zu Bewässerung öffentlicher Grünflächen erhielten 2.056 bayerische Kommunen, von denen 299 teilnahmen. 188 Teilnehmer haben die teils sehr detaillierten Fragen 1 bis 24 vollständig beantwortet. Die räumliche Verteilung der Teilnehmer entspricht ziemlich genau dem tatächlichen Anteil an Kommunen in den einzelnen Regierungsbezirken. Fünf größere Städte nahmen an der anonym ausgewerteten Umfrage teil. Interessant war eine große Teilnahmebereitschaft "kleiner" Kommunen, die sich Gedanken machen, wie sie Grünflächen durch Bewässerung erhalten können, wenn Trockenperioden zunehmen. Unterteilt wurden die befragten Kommunen nach der Niederschlagsverteilung in die Gruppen < 700 mm Jahresniederschlag (NS), 700 bis 900 mm NS und > 900 mm NS (Alpenvorland).
Waren in den letzten drei Jahren Schäden durch Hitze und Trockenheit aufgetreten?
Die aufgetretenen Schäden wurden bayernweit insgesamt eher gering bis mäßig eingeschätzt, wobei es große regionale Unterschiede gab. Es zeigte sich ein relativ entspanntes Bild, wobei größere Schäden vorrangig in Regionen auftraten, die natürlicherweise schon weniger Niederschlag zur Verfügung haben. Es starben 5.554 Bäume in den 299 befragten Kommunen in den letzten drei Jahren ab. Als Referenz wurde Würzburg betrachtet, wo 2020 alleine 670 Bäume aufgrund von Trockenschäden eingingen. Sie werden nachgepflanzt. Diese Jungbäume müssen jedoch bewässert werden. Zu der Frage nach der in den Städten bewirtschafteten Fläche machten 34 % der Teilnehmer keine Angaben, weil sie entweder Daten nicht parat hatten, diese nicht bekannt waren oder die Daten nicht mitgeteilt werden sollten. Es ist davon auszugehen, dass diese Zahlen existieren, um Personalmittel und ihre Mittelausstattung in Verwaltung und Stadtrat durchzusetzen.
Wie bekommt man das Wasser an die Grünfläche und wie viel wird bewässert?
Als limitierenden Faktor zeigt sich die Logistik, nach dem Motto "wie kommt man an die Grünfläche heran, um sie mit Wasser zu versorgen"? "Wir bewegen uns im öffentlichen Grün eher im Status einer Notbewässerung fern ab von einer optimalen Wasserversorgung", sagte Kendzia. Am Beispiel der Stadt Wien zeigte er auf, dass dort im Jahresdurchschnitt mit einer Zusatzbewässerung von Park- und Grünflächen in Höhe von 390 mm Wasser gerechnet wird (ÖWAV-Regelblatt 407, Empfehlungen für die Bewässerung, Überarbeitete Neuauflage des ÖWAV-Arbeitsbehelfs, Nr. 11, 2003, 2016). Diese Menge der Zusatzbewässerung sei einmal anhand der Evapotranspiration ermittelt worden, also nach den Verdunstungswerten von Pflanzen. "Mancher Gemüseproduzent wäre froh, wenn er diese Wassermenge pro Quadratmeter zur Verfügung hätte", bemerkte Kendzia. Von den Wiener Daten liegen die bayerischen Umfragedaten jedoch weit entfernt.
Leider machten 181 von 299 befragten Kommunen keine Angaben zu ihrem Wasserverbrauch. 28 Kommunen kannten ihren Verbrauch an Gießwasser ganz genau und 90 Kommunen konnten den Bedarf gut abschätzen. Die Wassermengen reichten bis zu dem Maximum von 30.000 m3/Jahr, die in einer Kommune in einem Trockenjahr für die Bewässerung von Grünflächen ausgebracht wurden. Bei einem Großteil der Städte lag dieser Wasserverbrauch zwischen 100 und 3.000 m3/Jahr. Die Verfügbarkeit der Ressource Wasser schätzten die meisten Kommunen in den letzten drei Jahren (2018 bis 2020) als ausreichend ein. Es gab aber rund 34 % der befragten Kommunen, zum Beispiel in der Oberpfalz, die aussagten, dass sie nicht über genügend Wasser verfügten.
Welche Arten von Grünflächen wurden bewässert?
Bei der Frage nach der Art der zu bewässernden Grünflächen, standen kommunale Sportplätze, die auch von Schulen genutzt werden, an erster Stelle. Will man keine braune Wüste haben, müssen diese kurzgeschnittenen Rasenflächen mit einer üblicherweise hohen Verdunstung kräftig mit vorzugsweise automatischen Bewässerungsanlagen bewässert werden. Auch Kübelpflanzen wurden öfter intensiv gegossen und ebenso Jungbäume, bevor sie auswurzeln und selbst Wasser erschließen können. Wenige Kommunen gaben an, sogar ältere Baumbestände bewässern zu müssen. Auf die Zusatzbewässerung von Rasenflächen in Parks wird meistens verzichtet. Beim Wechselflor erstaunte Kendzia, dass nach Aufpflanzung nur in geringer bis mittlerer Intensität gegossen wird. Aber schließlich werde ja auch jahreszeitlich der Flor neu gepflanzt.
Wie hoch ist der Automatisierungsgrad bei der Bewässerung von Grünflächen?
Nach Umfrage-Antworten wird die Mehrzahl der Flächen nicht automatisch bewässert. Personaleinsatz ist in diesen Kommunen notwendig, um das Wasser zu den Grünarealen zu bringen. Aber auch vollautomatische Bewässerungssysteme werden genutzt. Während 29 Kommunen hierzu keine Angaben machten, bewässern zum Beispiel 150 befragte Gemeinden ihre Sportplätze automatisch. Rasenflächen sind hier in 19 Kommunen dabei und in 17 Orten werden auch Staudenbeete, in 8 Kommunen Wechselflor, in 11 Orten Kübelpflanzen, in 5 Kommunen Strauch und Bodendeckerflächen mit automatischen Anlagen gegossen. Jungbäume im 1. bis 3. Standjahr sind es 7 Kommunen Wert, sie automatisch zu bewässern, Jungbäume im 4. bis 7. Jahr 3 Gemeinden. Und insgesamt vier Kommunen bewässern sogar Bäume nach dem 7. Standjahr.
Reichen die Bewässerungskapazitäten aus?
Kommunale Bewässerungskapazität erfordert Arbeitskraft, Wasser und Technik. In der Online-Befragung wurde eruiert, ob die Bewässerungskapazitäten, also das Wasserangebot, das Personal und die Bewässerungstechnik ausreichen. Den Angaben zu Folge war bayernweit das Wasserangebot ausreichend. Bei der Bewässerungstechnik äußerten in etwa gleich viele Befragte, sie sei ausreichend, sie sei eher knapp bzw. sie sei eher ausreichend. Rund 40 Kommunen gaben an, mehr Technik (Behältnisse, Tankwagen etc.) zu benötigen. Teilweise wünschen sich Stadtgartenämter mehr Mitarbeiter, die für die Bewässerung einzusetzen sind. Die Personalausstattung war in den einzelnen Kommunen sehr unterschiedlich. Teils waren bis zu 70 Vollzeitkräfte beschäftigt, die sich aber auch um die Pflege der Grünflächen kümmern. Die größeren Städte haben einen Personalschlüssel zwischen zehn und 15 Mitarbeitern für die Grünflächenarbeit. In kleineren Kommunen müssen ein bis zwei fest zuständige Personen die Arbeit des Gießens stemmen, wobei da auch das komplette Straßenbegleitgrün dazuzählt. In Trockenperioden waren unter Umständen aber auch bis zu 15 Arbeitskräfte (Niederbayern) nur im Gießdienst eingesetzt worden.
Bewässert wird vorwiegend mit Trinkwasser
Für die Bewässerung von Grünflächen wird nach der Umfrage vorwiegend Trinkwasser (63 %) verwendet. Es ist nach Kendzia die für die Kommunen am einfachsten verfügbare Wasserherkunft. Aufgrund des Hydrantennetzes und seiner Verfügbarkeit ist Trinkwasser oft das bevorzugte Gießwasser. 19 % der Teilnehmer setzen Brunnenwasser ein und 10 % der befragten Gemeinden bewässern mit direkt aus Gewässern entnommenem Wasser. Gesammeltes Regenwasser ist bei 4 % der Befragten das Bewässerungswasser. Auch aufbereitetes Abwasser und Uferfiltrat kommen mit je 2 % Nennungen vor. Diese Wasserarten müssen in der Zukunft notwendigerweise im Gebrauch als Bewässerungswasser zunehmen, sagte Kendzia. Wie Kendzia verdeutlichte, müssen selbstverständlich auch Gemeinden Wasserentnahmerechte einhalten.
Häufig wird die Bewässerung an Fremdleister vergeben
88 der befragten Kommunen vergeben den Gießdienst an Dienstleister/ Subunternehmer/ Garten- und Landschaftsbauer und rund 50 Gemeinden sind grundsätzlich mit der Fremdleistung zufrieden. Selbstverständlich müsse diese Dienstleistung kontrolliert werden. Insgesamt wurden fast 20 ha Grünfläche an Dienstleister übergeben und 9.589 Bäume sozusagen extern gegossen. Mancherorts übernimmt die Feuerwehr mit Löschfahrzeugen den Gießdienst.
Welche Bewässerungsverfahren kommen zum Einsatz?
Zu den eingesetzten Bewässerungsverfahren machten 239 Ansprechpartner Angaben. Die üblichen Behältnisse mit 4 bis 6 m3 Fassungsvermögen sind Wasserfässer und ausrangierte Güllefässer, die gezogen werden. Städtische Mitarbeiter verteilen das Wasser dann mit Schläuchen von Hand und von Baum zu Baum. Eine Kommune hatte 350 Wassersäcke im Einsatz, die man heute immer häufiger im Stadtgrün sieht, die an die Bäume geschnallt werden und die auch kombinierbar sind. Sie fassen circa 75 l und verteilen über Löcher das Wasser unmittelbar in die Baumscheiben. Bei dieser modernen Art der Bewässerung lassen sich gegenüber dem Schlauchgießen von Hand die Säcke relativ schnell mit Wasser füllen und die Arbeitskraft kann weiterziehen. Weiter werden Tankfahrzeuge mit und ohne Gießarm eingesetzt, ebenso Bewässerungsringe, Schwenkhebel- und Schwinghebelregner, Trommelberegnung mit Gießwagen und Automatik-Anlagen mit Regnern oder Tropfern.
Mit den von ihnen priorisierten Bewässerungsverfahren waren die befragten Teilnehmer im Durchschnitt eher zufrieden (Wasserfässer, Tankfahrzeuge mit Gießarm, auch automatisierte Regner und Bewässerungssäcke). Mit den Sportplatzbewässerungen und den automatischen Gerätevarianten waren die Anwender sehr zufrieden. Mit Technik, die zusätzlichen Betreuungsaufwand beispielsweise Umsetzen erforderte, waren die Verantwortlichen nicht so sehr einverstanden. Vakuumfässer waren schneller mit Oberflächenwasser zu befüllen. Tankfahrzeuge mit Gießarm sind kostenintensiv.
Einige Kommunen probieren auch Baumpatenschaften aus, indem sie die Bewässerung von Bäumen in die Hand von Einwohnern geben. Die Zufriedenheit war hier nicht so groß, weil das Bewässerungsergebnis nicht optimal war.
Die Entscheidungshilfen zur Bewässerung sind verbesserungswürdig
Beim Bewässern entscheiden die Stadtgärtner immer noch nach dem "Grünen Daumen". Es gibt auch Rückmeldungen aus der Bevölkerung, woraufhin dann bewässert wird. Einfache Regenmesser dienen ebenso dem Zweck festzustellen, wann Wassergaben erforderlich sind. Hier kommt es nach Kendzia jedoch zu falschen Einschätzungen des tatsächlich gefallenen Niederschlags. Wetterdaten werden eher weniger für die Steuerung der Bewässerung eingesetzt. "Man ist vor Ort und kennt seine Flächen, die Bodenverhältnisse und ermittelt aus diesem Wissen den Bewässerungsbedarf", schilderte Kendzia die allgemeine Praxis. Bewässert werde eigentlich nur dort, wo es besonders dringend ist. Instrumente wie die von der ALB entwickelte Bewässerungs-App, die aus den Wetterdaten den Wasserbedarf und Wassermengen ableitet, sind im urbanen Bereich bisher nicht verbreitet. Sensortechnik sei derzeit für das öffentliche Grün schwierig zu nutzen. Wenn sie nicht vollständig vergraben werden, sind häufig Schäden durch Überfahren etc. zu beobachten.
Bevölkerung legt Wert auf Grün, bemängelt aber den Wassereinsatz
Es wurde nachgefragt, wie die Bewässerung von Bürgern akzeptiert wird. Nach Selbsteinschätzung der Kommunen legt die Bevölkerung einerseits großen Wert auf Grün im urbanen Raum. Dieser Anspruch sei in Städten stärker besetzt als im ohnehin von Grün durchzogenen ländlicheren Raum. Jedoch gab es einige Anmerkungen, aus denen hervorgeht, dass die Wasserausbringung auf Kritik in der Bevölkerung stößt. Vielen Menschen ist es nach Umfrageergebnissen auch einfach "wurscht", ob bewässert wird oder nicht. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels wird nach Kendzia mehr Interesse an intakten Grünflächen aus der Bevölkerung geäußert.
Akzeptiert die kommunale Verwaltung Grünflächen und die damit verbundene Arbeit?
Interessante Aussagen erbrachte die Online-Umfrage hinsichtlich des Stellenwerts der Grünflächen und der Arbeit in der kommunalen Verwaltung. Die Bauhöfe und Gartenämter samt ihrer Mitarbeiter und Leistungen werden in einem mittleren und teils hohen Maß geschätzt. Bei manchen wurde aber auch eine geringere Wertschätzung geäußert. Für die nächsten Jahren konstatiert Kendzia einen steigenden Stellenwert von Grünflächen und daher auch der damit verbundenen Pflege und Bewässerung.
Wo besteht Verbesserungsbedarf?
Weiter wurden die Kommunen befragt, wo sie einen Verbesserungsbedarf sehen, um in der Zukunft mit extremen Trockenjahren erfolgreich umgehen zu können. Die wesentliche Aussage der Verantwortlichen war, dass Grünflächenzuständige mehr in die Planungen der Kommunen einbezogen werden müssen, um mitreden zu können. Baumstandorte seien zu sichern. Grünflächen müssten ausreichend groß geplant werden. Bei Leitungsgrabungen halten Stadtgartenämter und Bauhöfe es für wichtig, dabei zu sein und dafür sorgen zu können, dass Wurzeln nicht gekappt werden. Denn eine Zusatzbewässerung ließe sich häufig sparen, wenn ausreichend viel Wurzelmasse und Wurzelraum zur Verfügung stünde, der auch Wasser speichern könne. Dies geht nach Kendzia nur, wenn gärtnerische Fachleute eingebunden sind. Es wurden Chancen gesehen, Grünflächen umzubauen im Sinne einer klimaangepassten Stadterneuerung, indem klimatolerante Stadtbäume sowie beispielsweise auch trockenheitsverträgliche Präriestauden gepflanzt werden.
Einen besonders großen Verbesserungsbedarf sehen die Umfrage-Teilnehmer bei der Nachrüstung der Bewässerungstechnik, der Regenwasserspeichertechnik und der Technik zum Einleiten von Oberflächenwasser/ Niederschlagswasser in Pflanzflächen. Wie Kendzia anmerkte, ist hier das Problem der aus dem Winterdienst heraus entstehenden stärker salzhaltigen Wassers zu beachten. An der LWG werde zurzeit geforscht, wie Pflanzflächen mit salzigem Wasser zurechtkommen, wenn man salztolerante Pflanzen verwendet. Bezüglich der Stadtbäume gilt es, dies ebenso noch zu untersuchen. Auch kann man nach Kendzia nicht jedes beliebige Wasser in Grünflächen einleiten. Hier müssten Lösungen gefunden werden. In der dänischen Hauptstadt Kopenhagen würden die Schieber zugedreht, so dass kein Wasser mehr von der Straße in Pflanzflächen fließen könne. Im Frühjahr, wenn nicht mehr Salz gestreut wird, werden die Schieber wieder geöffnet und das Oberflächenwasser kann in die Grünflächen strömen.
Ein genereller Lösungsansatz besteht darin, größere Baumgruben auszuheben, damit genügend Speichervolumen sichergestellt werden kann. Speicher können auch unter befestigten Wegen (zum Beispiel Radwege) geschaffen werden. Die Kommunen stellen höhere Ansprüche an die Forschung hinsichtlich stadtklimaverträglicher Bäume, stärker wasserspeichernder Substrate sowie Grauwassereinsatz. Diese Punkte werden, so Kendzia, im Bereich der Forschung aufgegriffen.
Kommunen sollten dem Thema Wasser mehr Aufmerksamkeit widmen
Zusammenfassend betonte Kendzia, dass Kommunen dem Thema Wasser viel mehr Aufmerksamkeit widmen sollten. Es werde zukünftig notwendig sein, das Wasser auch wirklich in den Städten zu halten, es zurückzuhalten und sich ein Konzept zu machen, wie zunächst der Abfluss verzögert und dann das Wasser gespeichert werden kann. Durch den in der Stadt bestehende Flächendruck ist dieses Regenwasser- und Bewaässerungsmanagement nicht einfach zu gestalten, gibt der Fachmann zu. Notfalls müssen Speicher unterirdisch angelegt werden, was mit sehr viel höheren Kosten verbunden ist. Den Gemeinden wünscht er mehr Mut, Investoren dazu zu verpflichten. Sinnvoll ist auch, über Grundstücksgrenzen hinaus zu denken und das Abwasser von großen Industriegebieten sowie Wohnanlagen zu sammeln und der Stadt als Brauchwasser für die Bewässerung öffentlichen Grüns zur Verfügung zu stellen. Hier muss umgedacht werden, fordert Kendzia. Schon das Herunterkühlen der Temperaturen um 1 bis 2 Grad bringe dem städtischen Leben gesundheitliche Vorteile.
Fazit - nicht nur für Kommunen
Aus den Umfrage-Resultaten zog Kendzia diese Schlüsse:
- Konsequentere Umsetzung der Mittel, die Flächennutzungs- und Bebauungspläne bereits ermöglichen (rechtzeitig große Baumquartiere sichern; größere, circa 12 m3 große Speichervolumina je Baum einrichten) Genehmigungsplanung
- effiziente Bewässerungstechnik einsetzen, wobei der Schutz des Trinkwassers nach DIN EN 1717 (z.B. Trennstation) Priorität hat
- Bodenfühler (technisch schwer zu lösen) und Klimadaten für die Ermittlung des Wasserbedarfs nutzen (das ist die Zukunft)
- Mehr Regenwassernutzung in Zisternen zulassen sowie Filterungen, Speicher, Pumpen (www.fbr.de) auf dem neuesten Stand des Wissens halten
- Bauweise von Vegetationsflächen (Baumrigolen), Versickerungsmulden, Filterrinnen, Hydrokulturen anpassen
- Pflanzenauswahl anpassen
- alternative Wasserquellen finden und nutzen (zum Beispiel gereinigtes Abwasser)
- Aufklärungsarbeit leisten
- Mehr Wertschätzung des öffentlichen Grüns durch die Bevölkerung erreichen (zum Beispiel Leiteinrichtungen für Fahrzeuge errichten, um Grünflächen zu schonen)
Berichterstattung:
Elke Hormes - Freie Fachjournalistin und
Dr. Martin Müller - Geschäftsführer ALB
ZUM FACHVORTRAG
Bewässerung von öffentlichem Grün - Bewertung der Situation durch Bauhöfe und Stadtgartenämter
Referent: Nikolai Kendzia - Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), Veitshöchheim
VERANSTALTER
- Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern e.V. (ALB)
- Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT)
- Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG)
Kooperationspartner
- Bayerische Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF), stellvertretend AELF Landshut mit Gartenbauzentrum Bayern Süd-Ost
- Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in Bayern e.V. (LKP)
Finanzielle Förderung
Die Online-Seminare erfolgen mit finanzieller Unterstützung des Bayerischen Staatministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF).