Nutzen und Vorteile von Telemetrie
Welche Möglichkeiten bieten Telemetriesysteme für landwirtschaftliche Betriebe und Lohnunternehmen?
Mit steigender Maschinen- und Betriebsgröße, aber auch wachsendem Einzugsradius von Pachtflächen wird es zunehmend schwieriger, das Leistungspotenzial moderner Landmaschinen auszunutzen. Enge Zeitfenster für Aussaat-, Pflege- und Erntearbeiten verschärfen diese Problematik. Da vielen Betriebsleitern nicht bekannt ist, wie es um die Feldeffizienz der im Betrieb eingesetzten Landmaschinen steht, wird bei der Anschaffung neuer Technik häufig zur größeren, leistungsstärkeren und vollausgestatteten Maschine gegriffen. Aber in vielen Fällen müssen es nicht immer der größte und teuerste Schlepper oder Mähdrescher und das breiteste Anbaugerät sein, um die entsprechenden Tätigkeiten fristgerecht und exakt durchführen zu können.
Um die Feldeffizienz von Landmaschinen ermitteln zu können, müssen die beiden Faktoren, welche die Produktivität maßgeblich beeinflussen, gegenübergestellt werden:
FELDEFFIZIENZ = LEISTUNGSEFFIZIENZ + ZEITEFFIZIENZ
Die Zeiteffizienz drückt aus, wie die zur Verfügung stehende Zeit genutzt wird. Berücksichtigt sind dabei Stillstandszeiten aufgrund von Reparaturen, Wartezeiten, Wendezeiten, Leerfahrtzeiten und Prozesszeiten. Die Leistungseffizienz stellt dar, wie das installierte Leistungsvermögen einer Maschine (z.B. Durchsatz eines Mähdreschers, Feldhäckslers oder einer Quaderballenpresse) genutzt wird. Hier wird deutlich, dass selbst bei hoher Zeiteffizienz aufgrund optimaler Organisation der Maschinen die Feldeffizienz gering sein kann, wenn der Maschinenführer die Maschine nicht optimal eingestellt hat.
Telemetriesysteme helfen dabei, die Feldeffizienz von Landmaschinen zu untersuchen.
Hauptaufgabe dieser Systeme sind neben der Maschinenüberwachung die automatische Erfassung und Dokumentation unterschiedlichster Arbeitsdaten mit anschließender Analyse der erhobenen Daten. Ziel ist es, Schwachstellen, Engpässe und Zeitverluste im Arbeitsablauf einzelner Maschinen, aber auch in der Interaktion verschiedener Maschinen miteinander aufzudecken, um an diesen Stellen Optimierungsmaßnahmen für eine Verbesserung der Zeit- und Leistungseffizienz durchführen zu können.
Fahrzeugpositionen, die per GPS Empfänger fortlaufend bestimmt werden, werden als Fahrspuren der Maschine im Feld und auf der Straße in Satellitenbildern von Google Earth (KML-Dateien) festgehalten, wo auch die gegenwärtige Position der Maschine ersichtlich wird. Mithilfe dieser Daten kann beispielsweise mitverfolgt werden, welcher Teil eines Feldstücks bereits bearbeitet wurde und welcher noch bearbeitet werden muss.
Besondere Ereignisse während des Betriebs (Beispiel Korntankentleerung eines Mähdreschers oder Stillstands- bzw. Wartezeiten einer Maschine) werden mit der entsprechenden Maschinenposition ebenfalls in den Satellitenbildern festgehalten und markiert.
Maschinendaten, Standort, Auslastung und Wartungsintervalle der Maschine können einfach und ohne hohen Personen- und Zeitaufwand abgefragt werden. Im Falle einer Koppelung des Telemetriesystems mit einer Ertragserfassung, werden auch die erstellten Ertragskarten auf den Server übermittelt und können dort für eine weitere Datenverarbeitung einfach abgerufen werden.
Auch Händlern und Servicewerkstätten wird mithilfe dieser Systeme ein Einblick in die Wartungsintervalle der Maschinen gewährt. Bei Pannen kann bereits vom PC der Werkstatt aus eine Diagnose durchgeführt und entsprechende Ersatzteile für die Reparatur der Maschine auf dem Feld mitgebracht werden. Über Fernortung ist die Anfahrt des Servicetechnikers zur Maschine in kurzer Zeit und ohne genaue Standortbeschreibung des Maschinenführers möglich.
Stand: Januar 2019; UR: G. Streicher, ALB Bayern e.V.