Freitag, 29. März 2024
Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern e.V.
 

Projekt-Laufzeit: 07/2022 - 12/2025

Bewässerungsteichwirtschaft

Oberflächenwasser auffangen und für Bewässerungszwecke speichern

PROJEKTBESCHREIBUNG

Bei drei bestehenden Karpfenteichen in Mittelfranken und der Oberpfalz sollen die Dämme erhöht werden. Anfallendes Oberflächenwasser, dass hierdurch im Winterhalbjahr oder nach Starkniederschlägen zusätzlich gesammelt und gespeichert werden kann, steht bei Trockenheit zur Bewässerung landwirtschaftlicher Kulturen zur Verfügung. Das Konzept soll zu Tropfbewässerung bei Kartoffeln und Meerrettich erprobt werden. Die Umsetzung des Projekts erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Teichwirten und Landwirten.

KONZEPT

  • Grundwasser muss dringend geschont werden. Im Winterhalbjahr steht Oberflächenwasser zur Speicherung zur Verfügung.

  • In Bayern gibt es etwa 40.000 Karpfenteiche mit einer Teichfläche von insgesamt ca. 20.000 ha. Die Teiche sind meist nicht an große Fließgewässer angebunden. Vielmehr werden diese direkt mit Niederschlägen und von dem sich sammelnden Wasser eines umliegenden kleinen Einzugsgebietes gespeist. Zum Teil sind die Teiche in sogenannten Teichketten hintereinandergeschaltet. Karpfenteiche befinden sich vor allem in den niederschlagsarmen Regionen im Norden von Bayern.

  • Durch die Neuanlage von tiefen Erdteichen oder durch die Vertiefung bereits bestehender Erdteiche können Niederschläge, Hochwasser im Winterhalbjahr sowie evtl. anfallende Sturzfluten im Sommer zusätzlich zu dem für die Fischhaltung notwendigen Volumen aufgefangen werden.

  • Das zusätzlich gespeicherte Wasser steht bei Trockenheit für Bewäserungszwecke zur Verfügung. Durch das vergrößerte Speichervolumen der Teiche kann im Sommer ein vorab definierter Anteil des Teichwassers für Bewässerung entnommen werden, ohne hierbei den Fischbestand zu gefährden.

  • Karpfenteiche sind eine preiswerte Form der Wasserspeicherung. Pro Hektar (ca. 10.000 Kubikmeter Wasser) entstehen Baukosten (Neubau) von etwa 50.000 €. Jedoch ist die Wasserspeicherung in flachen Erdbecken ohne Fischbesatz problematisch. Rasch stellt sich eine überbordende Vegetation ein. Ein Besatz mit ausreichend großen Karpfen dient durch die Aktivität der Karpfen am Teichgrund dem kostengünstigen Unterhalt des Erdbeckens und verringert die Verschlammung. Die Haltung von Fischen liefert zusätzlichen Ertrag. Der innovative Ansatz besteht in der Doppelnutzung der Erdteiche.

  • Karpfenteichwirtschaft wird in Israel seit 80 Jahren praktiziert. Ergebnisse und Erfahrungen können im vorliegenden Projekt berücksichtigt werden.

FRAGESTELLUNGEN

  • Welche Folgen hat eine Vertiefung der Teiche? Im Frühjahr erwärmt sich das Wasser langsamer und es ist mit niedrigeren Wassertemperaturen zu rechen. Damit einhergehend werden die Bildung sogenannter Naturnahrung und damit auch der Fischertrag sinken. Die Auswirkungen auf teichwirtschaftliche Produktionsparameter, Wasserqualität, Naturnahrungsentwicklung und Fischertrag sollen untersucht werden.

  • Im stehendem Wasserkörper des Bewässerungsteiches steht Wasser anderer Qualität zur Verfügung als bei Grundwasser oder Uferfiltrat. Das Wasser ist in Hinblick auf Temperatur, chemische und biologische Qualität sowie phytopathologische Fracht zu bewerten. Die Untersuchungen sollen ebenfalls Aspekte der Pflanzenentwicklung, des Bodenschutzes und hygienische Belange der jeweiligen Fruchtarten gemäß DIN 19650 (DIN 19650 - 1999-02 Bewässerung - Hygienische Belange von Bewässerungswasser) berücksichtigen.

  • Tropfbewässerung erfordert sauberes, reines Wasser. Teichwasser erfüllt diese Anforderungen zunächst nicht. Mit welcher Technik ist das Wasser zu entnehmen und aufzubereiten, damit der Einsatz von Tropfbewässerung in der Praxis zuverlässig funktioniert? Wie groß ist der Arbeitsaufwand? Rechnet sich das? Unter diesen Gesichtspunkten wird der Einsatz von Tropfbewässerung erprobt. --> Wie Tropfbewässerung zu Kartoffeln funktioniert, wird in einem Beratungsblatt des Bewässerungsforum Bayern erläutert: www.alb-bayern.de/bef10

  • Zu einzelnen Konzeptbestandteilen sollen betriebswirtschaftliche Betrachtungen erfolgen.

  • Durch das Verschneiden digitaler Karten sollen in Verbindung mit gewonnenen Erkenntnissen bestimmte Regionen sowie konkret bereits bestehende Teiche identifiziert werden, für welche Bewässerungsteichwirtschaft gemäß den erarbeiteten Erkenntnissen in Frage kommt.

  • Für Praxisbetriebe und Genemigungsbehörden soll ein Leitfaden ausgearbeitet werden.

PROJEKTLEITUNG UND KOORDINATION

Dr. Martin Oberle
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
Institut für Fischerei, Außenstelle für Karpfenteichwirtschaft (IFI)
Greiendorfer Weg 8
91315 Höchstadt
Tel: 08161 8640 6212
E-Mail: martin.oberle@lfl.bayern.de

PROJEKTPARTNER

  • Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung (IPZ) der LfL (Kontakt: Adolf Kellermann)

  • ALB (Kontakt: Dr. Martin Müller)

Höchstadt und Freising, im Oktober 2022