Donnerstag, 25. April 2024
Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern e.V.

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Landwirtschaft in Nordbayern und Thüringen

ALB-Lehrfahrt von 22. auf 23. Mai 2017

An der zweitägigen ALB-Lehrfahrt nahmen 34 Personen teil. Das abwechslungsreiche Programm führte uns zu ausgewählten Betrieben in Franken mit Ackerbau, Weinbau mit Tropfbewässerung, Gemüsebau, Milchviehhaltung und 75-kW-Hofbiogasanlage mit Festmistfütterung. Zudem besuchten wir am Rande von Thüringen einen der größten Biobetriebe in Deutschland.

1. Tag

1. Station: Landwirtschaftsbetrieb Deinlein in Scheßlitz OT Neudorf bei Bamberg

Betriebsleiter Jörg Deinlein
Betriebsleiter Jörg Deinlein

Die Anreise erfolgte mit dem Bus von Freising aus und wir erreichten den Landwirtschaftsbetrieb Deinlein zeitig am Montagvormittag. Bei einer üppigen fränkischen Brotzeit im örtlichen Bürgerhaus stellte uns Jörg Deinlein seinen Ackerbaubetrieb vor. Hr. Deinlein bewirtschaftet den Marktfrucht- und Futterbaubetrieb gemeinsam mit seinem Bruder Andreas, insg. 280 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, zudem Sauenhaltung (340 Stück) und eine Biogasanlage mit 400 kW el. Leistung. In Zusammenarbeit mit dem regionalen Pflanzenbauberater Anton Weig werden auf dem Betrieb seit vielen Jahren Anbausysteme getestet, die die Bodenfruchtbarkeit fördern. So wundert es nicht, dass die Brüder auf ihren extrem flachgründigen Äckern erfolgsversprechende Konzepte zum Bodenschutz möglichst großflächig umsetzen. Neben Winderosion besteht in der Region gleichermaßen ein erhöhtes Risiko für Wassererosion und der damit einhergehenden Gefahr der Nitratauswaschung.

Pflanzenbauberater Anton Weig erprobt am Betrieb seit vielen Jahren erfolgsversprechende Konzepte zum Boden- und Gewässerschutz
Pflanzenbauberater Anton Weig erprobt am Betrieb seit vielen Jahren erfolgsversprechende Konzepte zum Boden- und Gewässerschutz

So berichtete der Betriebsleiter unter anderem, dass bis vor wenigen Jahren der Spurreißer bei der Saat alle sechs Meter Arbeitsbreite die Mulchauflage beseitigte und die Bodenoberfläche freilegte. Dies führte im hängigen Gelände bei nachfolgendem Regen regelmäßig zu Rinnenerosion entlang der freigelegten Spuren im Abstand von sechs Meter. Hierbei wurde Bodenmaterial von bis zu 1 Kubikmeter je Spurreißerspur hangabwärts gespült. Seitdem der Betrieb satellitengestütze Lenksysteme einsetzt kann bei der Saat für präzise Anschlussfahrten auf die Verwendung des Spurreißers verzichtet werden, was in Hanglagen den Erosionsschutz wesentlich verbessert.

Zum Gewässerschutz beteiligt sich Deinlein an dem Projekt "Silphie in Untersaat Mais". Für den Substratanbau für Biogasanlagen kann die Durchwachsene Siphie jetzt auch gesät, statt wie bisher aufwendig gepflanzt werden. Das macht die Silphie als Alternative zum Mais ökonomisch interessanter. Weil die Staude im ersten Jahr keinen Ertrag bringt, rechnet sich die Untersaat in Mais.

Rainer Prischenk von der Regierung in Oberfranken erklärt das Projekt zur Durchwachsenen Silvie
Rainer Prischenk von der Regierung in Oberfranken erklärt das Projekt zur Durchwachsenen Silvie

Herr Rainer Prischenk von der Regierung von Oberfranken erläuterte das Projekt, welches im Rahmen eines von der Bayerischen Staatsregierung geschlossenen Wasserpaktes umgesetzt wird und für Landwirte als freiwilliges Angebot besteht. Als Dauerkultur mit Standzeiten von mindestens 15 Jahren macht die Durchwachsene Silphie Bodenbearbeitung ab dem zweiten Jahr unnötig und stabilisiert damit langfristig das Bodengefüge. In Kombination mit der durchgehenden Bodenbedeckung schützt eine Kultivierung wirksam vor Erosion. Die Durchwachsene Silvie kann damit speziell in Hanglagen aufgrund langfristig betrachtet geringer Anbaukosten eine interessante Alternative zum Maisanbau darstellen.

Die wenigen hundert Meter zum Betrieb legten wir zu Fuß zurück und besichtigten anschließend noch die Hofstelle und ließen uns erste Erfahrungen bei der Ausbringung von Gülle per Verschlauchung erläutern. Das Verfahren ist besonders bodenschonend. Ein besonderer Vorteil am Betrieb besteht darin, dass mehrere Flächen direkt an die Hofstelle angrenzen und dadurch der Transport zu den Flächen entfällt.

2. Station: Ökozentrum Werratal in Vachdorf / Thüringen

Der Geschäftsführer, Andreas Baumann, erläuterte uns die Produktionszweige des Betriebes
Der Geschäftsführer, Andreas Baumann, erläuterte uns die Produktionszweige des Betriebes

Am Nachmittag besuchten wir das Ökozenturm Werratal in Vachdorf, südwestlich von Suhl. Hierbei handelt es sich um einen der größten und bekanntesten Biobetriebe Deutschlands, mit 1.700 ha Gesamtbetriebsfläche (900 ha Ackerland, 800 ha Grünland). Der Betrieb ist als Agrarholdinggesellschaft mit 20 Gesellschaftern organisiert. In überwiegend geschlossenen Produktionssystemen werden ganz unterschiedliche Geschäftsfelder abgedeckt, wie z.B. Mutterkuh- und Milchviehhaltung, Schweinehaltung, Getreideproduktion, Futterproduktion, Lohnarbeit oder Elektroenergieerzeugung. Während eines Rundgangs über die weitläufigen Hofflächen stellte uns der Geschäftsführer, Andreas Baumann, den Betrieb vor.

Die mehrere Hektar große Hofanlage wurde auf Grundlage von Bestandsgebäuden aus ehemaligen DDR-Zeiten kontinuierlich erweitert. Die Ställe sind offen und zum Teil mehrhäusig.

Die verschiedenen Mitarbeiter sind auf einzelne Betriebszweige spezialisiert. Mithilfe einer Biogasanlage (190 kW) wird eine konsequente energetische Reststoffverwertung angestrebt. Am Betrieb werden keine Substrate für die Biogasanlage angebaut. Es kommen ausschließlich Rindermist, Gülle, Jauche, Mistsickersaft, Restfutter und Silageabfälle mit mangelnder Futterqualität zum Einsatz. Der Eigenstromanteil der Biogasanlage ist mit 13 % vergleichsweise hoch, was laut Herrn Baumann daran liegt, dass der Energiebedarf für das Rühren von Festmist besonders hoch ist.

Die Lagerkapazitäten für Gärreste wurden in den vergangenen Jahren konsequent aufgestockt, sodass die Ausbringung der Gärräeste vollständig zur Getreidebestockung (WW, WG, Triticale, Roggen) in den Monate März und April erfolgen kann.

Das Ökozentrum ist seit einigen Jahren Naturlandbetrieb und zahlt etwa 15.000 € Mitgliederbeiträge pro Jahr. Über die Mitgliedschaft und die Vermarktung mit dem Label "Naturland" kann der Absatz von Produkten sichergestellt werden. Höhere Preise lassen sich durch die Mitgliedschaft allerdings nur teilweise erzielen. Roherzeugnisse werden teilweise auch zu Lebensmitteln weiterverarbeitet und vermarktet.

Gruppenfoto und Verabschiedung von Hr. Baumann
Gruppenfoto und Verabschiedung von Hr. Baumann

Am Abend: Weinprobe mit Buffet im fürstbischöflichen Zehntkeller der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim

Weinperobe mit Buffet im Zehntkeller
Weinperobe mit Buffet im Zehntkeller
Schloss und Hofgarten Veitshöchheim
Schloss und Hofgarten Veitshöchheim

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2. Tag

3. Station: Tropfbewässerung fränkischer Weinlagen am Thungersheimer Scharlachberg nahe Veitshöchheim

Dr. Daniel Heßdörfer vom Institut für Weinbau und Oenologie der LWG erklärt die Tropfbewässerung im Weinbau
Dr. Daniel Heßdörfer vom Institut für Weinbau und Oenologie der LWG erklärt die Tropfbewässerung im Weinbau

Dr. Daniel Heßdörfer von der Bayerischern Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau führte uns durch die Weinlagen und erläuterte uns das Bewässerungsmanagement unter den Bedingungen extremer Wasserknappheit. Die Pilotanlage mit dezentralem Wasserspeicher funktioniert mit Tropfbewässerungstechnik und wurde im Trockenjahr 2015 gemeinsam mit dem Tropfbewässerungsspezialisten Fa. Netafim aus Israel aufgebaut. In der Region liegen die mittleren Jahresniederschläge bei gerademal etwas über 500 mm. Im Sommer enthält der Main aufgestautes Donauwasser. Zu Bewässerungszwecken ist die Wasserentnahme in dieser Jahreszeit generell verboten. In den Wintermonaten ist die Entnahme aus Brunnen in Ufernähe (Uferfiltrat) möglich. Das Wasser muss dann bis zum Sommer zwischengespeichert werden. Da die Lagerung aufwendig und kosteninitsiv ist, kann damit nur sehr moderat bewässert werden, um während Trockenphasen den größte Trockenstress abzupuffern.

Diese Stressbewässerung bewirkt ein moderates Wachstum mit verhaltenem Wasserverbrauch und höherem Zucker- und Farbstoffkonzentrationen, die auf die Weinerzeugung qualitätsfördernd wirkt.

In Franken wird die Wertschöpfung im Weinbau nicht vorrangig über die Produktion des Weins ansich, sonder vielmehr über den damit in Zusammenhang stehenden Tourismus gemacht. Entscheidend hierfür ist unter anderem ein möglichst ansprechendes Landschaftsbild der gesamten Weinregion. Bei der Weinerzeugung wird daher besonders auf Biodversität geachtet - abgespritzte Bereiche entlag der Rebreihen sind hingegen nicht tolerierbar. Daher wird in der Region zum Anbau von Wein auf Herbizideinsatz verzichtet.

Zu Bewässerungszwecken ist die Wasserentnahme in den Wintermonaten aus Brunnen in Ufernähe des Mains möglich. Das Wasser muss dann bis zum Sommer zwischengespeichert werden.
Zu Bewässerungszwecken ist die Wasserentnahme in den Wintermonaten aus Brunnen in Ufernähe des Mains möglich. Das Wasser muss dann bis zum Sommer zwischengespeichert werden.

4. Station: Besuch von Gut Merkendorf - Porzelt GdbR in Itzgrund bei Bad Staffelstein

Betriebsleiter Sebastian Porzelt mit seinen Eltern
Betriebsleiter Sebastian Porzelt mit seinen Eltern

Der Naturlandbetrieb (150 ha - 2/3 Ackerland, 1/3 Grünland, davon 60 ha arrondiert um Hofstelle) hat in den vergangenen Jahren seinen Milchviehstall durch kostensparende Erweiterungsinvestitionen (90 GV, Melkroboter, Milchleistung 7.000 Liter) ausgebaut und modernisiert. Der Betrieb wird gemeinsam von den Brüdern Hannes und Sebastian Porzelt und mit Unterstützung deren Eltern bewirtschaftet.

Weitere Betriebszweige sind Mutterkuhhaltung, Getreideaufbereitung und -lagerung, 75 kW Hofbiogasanlage mit Mistfütterung - seit 2016 in Betrieb und eine 90 kW Photovoltaikanlage. Außerdem besteht die Mitgliedschaft in einer Maschinengemeinschaft. Gut Merkendorf ist ein Erlebnisbauernhof mit Schulprogramm.

Im Anschluss an die Betriebsbesichtigung wurden wir zu Kaffee und Kuchen eingeladen.

5. Station: Besuch des Ökologischen Gemüsebauversuchsbetriebes der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Bamberg

Als letzen Programmpunkt des Tages besuchten wir den Ökologischen Gemüsebauversuchsbetrieb der LWG in Bamberg. An dem Versuchsbetrieb werden Fragestellungen zum Gemüseanbau untersucht. Im Vordergrund stehen dort Versuche zum ökologischen Anbau im Freiland und Gewächshaus. Der Betrieb ist als Ökobetrieb anerkannt, dabei werden die Naturland-Richtlinien beachtet.

Schwerpunkte bei der Besichtigung waren Trends im Unter-Glas-Anbau, Freilandgemüse-Anbau, Innerbetriebliche Effizienz, umweltschonenden Produktion und Hydroponik, also Gemüseanbau ohne Erde.

Bevor wir die Heimreise antraten, stärkten wir uns noch im Brauerei-Biergarten „Greifenklau“ in Bamberg.

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